Yin-Yang - Erotische Novelle

 Zwei Personen wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, Erotik, Ein- und Missklänge, eine Frage der Optik.
Lassen Sie sich mitreissen.
 

Yang: Andreas 
Total heißes Weib kennen gelernt. Freche Göre, versteckt hinter einer top-verdienenden allein stehenden Consultant. Ich sag ja: dieser Job beim Meinungsforschungsinstitut hat’s in sich. Die besten Jobs, Ideen, Gelegenheiten und Leute hab ich so kennen gelernt. Am Telefon sind die Leute gezwungen, sich erst mit meiner goldenen Stimme anzufreunden, bevor sie mein Äußeres sehen, das irgendwie, ich weiß nicht wieso, weniger gut ankommt.
Die ist scharf, denke ich schon beim Interview. Wie lange brauche ich wohl, um sie flachzulegen? Will am liebsten gleich damit beginnen, schlage noch während der Meinungsumfrage das Online-Telefonbuch auf, schicke mir per E-Mail ihre Adresse. Wir dürfen ja keine handschriftlichen Notizen machen, im Meinungsforschungsinstitut. Zoome in Google Earth ihren Ort heran, bis ich beinahe die Autonummern lesen kann. Schicke Wohnlage, Neubauquartier.
Der Gedanke an sie lässt mir den ganzen Abend keine Ruhe. Hocke mich zuhause an den Computer und klaube alles zusammen, was Google über sie hergibt. Jagdwild. Ihre Fährte macht mich unruhig. Fahre mit dem Auto hin, schaue mir die Siedlung an, das Haus, die Wohnung von außen. Spähe von außen, von unten zu den Fenstern hinein. Designermöbel. Exklusiver Geschmack. Viel leerer Raum. Hell. Kein von außen wahrnehmbares Haustier, viele Pflanzen.
Der Ausflug turnt mich noch mehr an. Schlendere zum Auto zurück, wähle per Mobilephone ihre Nummer, aber niemand nimmt ab.
 
 Yin: Vera
  Liebes Tagebuch, völlig verrückt. Alles geht drunter und drüber. Wo soll ich nur zu erzählen beginnen!
Ich hab Dir von dieser leicht merkwürdigen telefonischen Meinungsumfrage vor zwei Wochen erzählt, ja? Es ging um Frau, berufliche Mobilität und Familie. Eine nette männliche Telefonstimme verführte mich hie und da zum Abschweifen vom Sachlichen ins Humoristische. Zumindest von der Frage an: 'planen Sie in den nächsten fünf Jahren ein Kind?', die ich mit der Gegenfrage beantwortete: 'machen Sie’s mir?' Ich hörte ihn schlucken, und von da an schlich sich dieses potentiell zu machende Kind wiederkehrend in die Fragen und Antworten. Beispiel: 'würden Sie wegen einer beruflichen Veränderung ihren Wohnsitz wechseln?', wo er an meine Antwort die Zusatzfrage flüsterte: 'Haben wir in ihrer Wohnung überhaupt Platz für ein Kind?' Wir. Meine Wohnung. Aha. So rasch geht das. Nach der Meinungsumfrage wollte ich schon dankend abhängen, doch im letzten Moment riss er mich zurück, lüstern wispernd: 'darf ich Sie wieder anrufen?' Klar könne er das, antwortete ich – im genauen Wissen, dass ich hier, auf meiner Festnetznummer eh kaum erreichbar bin.
Yang: Andreas 
...mache mich fein, fahre zurück zu meinem nächtlichen Parkplatz. Ihre Wohnung ist sichtlich unbenutzt. Ich warte, bis sie zurückkommt. Das ist etwas nach Mittag. Voll Sonne, verschwitzt, sichtlich nach längerer Fahrt. Sogar verschwitzt sieht sie sexy aus.
Ich lasse ihr Zeit zum Duschen und stelle sie mir vor dabei. Wieder läuft sie halb nackt in ihrer Wohnung rum und lässt alle Säfte in mir steigen, weckt meinen Jagdtrieb. Ich stelle mir vor, was ich mit ihren Brüsten mache, wenn ich sie erst mal zu greifen kriege. Und mit sämtlichen anderen Teilen ihres Bodies. Stellte mir vor, wie ich sie am besten nehmen werde. Heize mich auf, als wäre das im sonnenheißen Auto überhaupt noch nötig. Halte es irgendwann nicht mehr aus, wähle ihre Nummer.
 
 Yin: Vera
  Kaum war ich zurück zuhause, klingelte es an meiner Haustür. Genervt, wer mich von meinem ersehnten Telefonanruf abzuhalten wage, öffnete ich. Da kam jemand die Treppe rauf, kräftige Schritte, ein Unbekannter. Knapp größer als ich, schwarze Locken mit allerersten grauen Fäden, blau-grüne Augen mit dem unnatürlichen Glanz, wie ihn nur Kontaktlinsen herstellen, braun gebrannt, durchtrainiert, sichtlich rasierte Brust - kurz, ein Angebertyp, und ich wusste sofort: er. Oje. Was soll ich mit DEM?
Yang: Andreas 
...Ob sie bloß ein bisschen zickig ist? Ob sie weiß, was ihr entgeht? Ich hör sie jetzt schon, wie sie nach mehr wimmern wird.  


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